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Setz dich und bleib sitzen – Über den Start von THIS WE ARE | DAS SIND WIR

2019 war ein magisches Jahr. Eigentlich ist jedes Jahr magisch, eigentlich sogar jeder Moment – aber in diesem Jahr lag für mich etwas ganz besonderes in der Luft. Ich war gezwungen mich zu erholen. Noch im Januar ereilte mich eine Art “Energieabfall” sondergleichen. Captain Kirk von der Enterprise muß wohl in meinem Maschinenraum die Notstromversorgung persönlich angemacht haben, sonst wäre ich keinen Meter mehr über die belebten Erfurter Straßen gekommen. “Schwups, weg war er”, so ähnlich klingelte es immer wieder an meine innere Stimme. Wie, was und wo – bis heute bekomme ich keine wirkliche Antwort. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich wieder auf die Beine. So spazierte ich mit meiner nun etwas in die Jahre gekommenen Sony Alpha 99 und meinem geliebten 180mm Makro über den Erfurter Anger. Ich setzte mich auf eine der metallenen Sitzgelegenheiten und beobachtete das Treiben. Wie aus der Pistole geschossen drehte ich mich um. Hinter mir saß ein Vater mit seinen beiden Kindern. Ich zögerte nicht lange und entschloss mich ihn zu fragen: “Hallo, mein Name ist Holger. Dürfte ich von Ihnen und ihren Kindern ein paar Fotos machen? Vielleicht mache ich ein Fotoprojekt daraus.” Nach einer kleine Weile willigte er ein. Und so fingen wir an, uns zu unterhalten. Sie, die beiden Töchter, gleicher und unterschiedlicher hätten sie kaum sein können, waren so verspielt, so neugierig und so voller Eigensinn.

Ein wahrer Regenbogen, bei dem was mit ihr Vater, mehr durch die Blume als direkt so alles erzählte. Mich erfüllte es mit Mut und mit so viel Mitgefühl, dass ich kurze Zeit später bei einem Besuch im Erfurter Augustinerkloster einige Tränen weinen musste. Tja, Afghanistan, da kommen sie wohl her. Per WhatsApp sendete ich ihm hinterher noch einige Bilder unserer gemeinsamen Zeit. Wo sie jetzt wohl sind? In Deutschland? Zurück per Flugzeug? Abgeschoben? Flucht er auf uns “Deutsche”? Wenn es ihn hart erwischt hat: ich könnte es ihm nicht verübeln. Täuscht er uns mit seinem Willen, hier in Deutschland ein Leben in Würde, Wohlstand und Lebensfreude neu anzufangen? Ich glaube nicht. Die Bilder sprechen jedenfalls für sich. Am liebsten, da würde ich ihn jetzt sofort anrufen. “Dada! (oder so ähnlich würde ich beginnen) Hast Du lust mit mir zu kochen?” Ich bringe etwas mit.” Ich muß nur noch mein WhatsApp-Archiv untersuchen.

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